Vogelkäfig

Objekt des Monats Juni 2025

Datierung: vermutlich 18./19. Jahrhundert
Material: Tannenholz und Drahtgeflecht
Herkunftsort: Graubünden
Inventarnummer: XI.307

Vogelkaefig

Der Käfig zeigt traditionelles Kerbschnitzmuster, welches bereits in der assyrisch-babylonischen Kultur bekannt war. Diese sechsstrahlige Rosette bzw. Stern kam vermutlich durch die Römer über die Alpen und ist an vielen Orten in den Bündner Tälern auf Truhen, Spinnrocken, Gewürz-, Näh- und Schmuckkästchen, aber auch an Hausfassaden zu finden.
Vogelfang, bei dem vermutlich auch dieser kleine Käfig zum Einsatz kam, gehört in Österreich zum immateriellen Kulturerbe. Der singende Vogelhändler aus Mozarts Zauberflöte zeigt eine Variante auf, Vögel anzulocken und als Stubenvögel zu fangen. In kleinen Käfigen, in denen sie nicht fliegen können, wurden sie an die Menschen gewöhnt. Traditionell wurden die kleinen Vögel nur über den Winter in Käfigen gehalten und sollten die Menschen in der Winterzeit mit ihrem Gesang erheitern. Im Frühjahr wurden sie wieder freigelassen.
Der Vogelfang ist aber auch eine Jahrtausende alte Jagdtradition. Das EU-weit geltende Verbot der Singvogeljagd auf Amseln, Drosseln, Feldlerchen, Stare, Buch- und Bergfinken ist noch heute in einigen Mittelmeerländern schwierig durchzusetzen. Amselpasteten, gebratene Singvögel oder gegrillte Lerchen bereicherten als traditionelle Gerichte den Speiseplan – auch der ärmeren Bevölkerung, da die Vogeljagd nicht dem Adel vorenthalten war. Ein schönes Beispiel, wie Modelle des Industrieprodukts Auto mit einfachen Mittel ausdrucksstark nachgebaut wurden.

 

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