«Lebensechte Volkstypen»?

Ein Vortrag von Wendelin Kugler, Ethnologe und Kurator der Sonderausstellung «betörend verstörend – Sammelgut aus Übersee».

Die Firma J. F. G. Umlauff wurde 1859 als Handelsgeschäft für ethnografische und anthropologische Objekte, Kuriositäten und Präparate in Hamburg gegründet. Inspiriert von den Weltausstellungen und den Völkerschauen, die sein Schwager Carl Hagenbeck organisierte, produzierte Umlauff Schaufiguren von „Völkertypen“. Die nach damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen gestalteten Figuren aus Wachs oder Steinpappe galten als „lebensecht“. Sie waren jedoch stereotype Menschenbilder, welche Klischees vermittelten, die teils bis heute bestehen. Die Schaufiguren stellte man in pseudonatürlich inszenierten Dioramen aus. Deren Ausstattung hatten Reisende, Seeleute oder Forscher in Umlauffs Auftrag gesammelt.