Bourdalou, Uringefäss für Frauen

Objekt des Monats Juli 2022

Datierung: 1760
Herkunftsort: Chur
Herstellungsort: Fayence- und Porzellanmanufaktur Paul Hannong Strassburg
H1971.1039

Bordalou
 
Was ähnlich aussieht wie eine Saucière mit Blumendekor, aber etwas breiter geformt ist, diente einem ganz anderen Zweck: Das sogenannte Bourdalou war ein Uringefäss für den weiblichen Bedarf. Es kam zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf, als es kaum Toiletten gab und die feinen Damen lange, weite Röcke ohne Hose darunter trugen. So konnten sie das von der Zofe mitgebrachte Gefäss diskret bei öffentlichen Anlässen oder auf Reisen für die Verrichtung ihrer Notdurft verwenden.
Seinen Namen erhielt die portable Toilette nach dem französischen Jesuiten Louis Bourdaloue (1632–1704), der für seine stundenlangen, fesselnden Predigten am Hof Ludwigs XIV. bekannt war. Der Legende nach sollen einige Damen Saucièren in die Kirche mitgenommen haben, um die Predigt wegen eines «Bedürfnisses» nicht verlassen zu müssen. Die Fayencefabrikanten entwickelten darauf ein passenderes Gefäss, den «pot de chambre oval» als Luxusartikel, der sich unter dem Begriff Bourdalou einbürgerte.

 

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