Zwei Hefte «Gehört die Frau auf die Kanzel?»

Objekt des Monats November 2019

Datierung: 1927–1965
Herkunft: Nachlass Greti Caprez-Roffler
Gastobjekt

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Am 13. September 1931 wählt das Bergdorf Furna im Prättigau eine Frau zur Pfarrerin. Greti Caprez-Roffler ist 25 Jahre alt, frisch gebackene Theologin und Mutter – und die erste vollamtliche Pfarrerin der Schweiz. Mit ihrem Neugeborenen und einer Haushälterin zieht sie ins Pfarrhaus, ihr Mann bleibt bei seiner Arbeit als Ingenieur in Zürich. Ein Skandal, der bis nach Deutschland Schlagzeilen macht. Greti Caprez-Roffler verfolgt genau, was in den Zeitungen über sie geschrieben wird. Artikel um Artikel schneidet sie aus und klebt sie in zwei Hefte mit dem Titel «Gehört die Frau auf die Kanzel?», die die Jahre zwischen 1927 und 1965 umfassen. Die Kommentare spielen auch auf die Person. Im Pfarrhaus von Furna lebe die Missgestalt einer Familie, schreibt der Jenazer Pfarrer Jakob Rudolf Truog. Ein solcher Anfang des Pfarrerinnentums ist sicher am wenigsten geeignet, unser reformiertes Volk für die Zulassung der Frau zum Pfarramt zu begeistern. Erst 1965 werden Frauen in Graubünden offiziell zum Pfarramt zugelassen, etwa gleichzeitig wie in den anderen Schweizer Kantonen.

Das Objekt des Monats im Rätischen Museum ist ein Gast-Exponat. Im November erscheint das Buch «Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler» von Christina Caprez.

 
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