Tragkasten einer Krämerin

Objekt des Monats Juli 2021

Datierung: um 1990
Herkunft: Samedan
Inventarnummer: 1988.653

Frauenstimmrecht Frauen-Jasskarten

Ein wandelndes Warenhaus mit Heimlieferservice: So könnte man den Holzkasten mit den seitlichen Schublädchen bezeichnen, der bis weit ins 20. Jahrhundert vollbepackt auf dem Rücken einer Krämerin in den Dörfern von Haus zu Haus getragen wurde. Ob Knöpfe und Schuhbändel, Hosenträger, Schürzen oder ein Teesieb – die Hausiererin verkaufte Merceriewaren, Haushaltartikel und Textilien für den täglichen Gebrauch. Eine der Schubladen war sogar mit einem doppelten Boden ausgestattet – vielleicht für Halsketten und Fingerringe, die auch zum Sortiment gehörtenl.

Die schwarzgekleideten Krämerinnen mit Kopftuch stammten vorwiegend aus Norditalien und kamen aus Existenznot nach Graubünden, wo sie z.B. für die Engadiner Firma Faoro arbeiteten. In den abgelegenen Tälern, wo es wenig Einkaufsmöglichkeiten gab, schätzte man die «cramerinas» mit ihrem Warenangebot. Die Hausiererinnen wurden gerne empfangen, und wenn sie in der Stube die geheimnisvollen Schubladen des Kastens öffneten, machten besonders die Kinder grosse Augen.

 

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