Ethnografische Sammlungen. Was sie uns über eine neue Geschichte der globalen Schweiz verraten

Vortrag von Dr. Bernhard C. Schär im Rahmen der Sonderausstellung «betörend verstörend – Sammelgut aus Übersee»

Wie sammelten Europäerinnen und Europäer während der Kolonialzeit kulturelle Gegenstände und Naturobjekte in den Kolonien? Und müssen heutige Museen in Europa diese Dinge zurückgeben? Das sind zwei Leitfragen, die seit ein paar Jahren unter den Stichwörtern «Provenienzforschung» und «Restitution» intensiv diskutiert werden. Sie sind wichtig, aber sie blenden wichtige andere Fragen rund um europäische Sammlungen aus der Kolonialzeit aus. Dieser Vortrag wird zwei weitere wichtige Fragen anhand konkreter Beispiele diskutieren: Was sagen ethnographische Objekte über die Geschichte des wissenschaftlichen Rassismus? Und welche Rolle spielten die Arbeit und das Wissen von kolonisierten Menschen in der Schweizer Wissenschaftsgeschichte?

Bernhard C. Schär ist Professor für Geschichte an der Universität Lausanne. Er leitet zurzeit eine internationale Forschungsgruppe, die an einer neuen Globalgeschichte der Schweiz im 19. Jahrhundert arbeitet. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen «Tropenliebe. Schweizer Naturforscher und niederländischer Imperialismus um 1900» (2015); «Switzerland, Borneo and the Dutch Indies. Towards a New Imperial History of Europe, ca. 1770-1850» (2022).