Desinfektionsapparat «AESCULAP»

Objekt des Monats Juni 2020

Datierung: um 1920 
Herkunft: Basler Heilstätte, Davos
Hersteller: Chemische Fabrik Schering, Berlin
Inventarnummer: H2014.504, Sammlung «Blauer Heinrich» 

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Reglemente im Umgang mit ansteckenden Krankheiten gab es auch vor hundert Jahren. Während der Zeit der Tuberkulose mussten in den Davoser Sanatorien nach der Abreise der Patienten oder nach Todesfällen die Zimmer mit allen Möbeln und der Wäsche durch den offiziellen Desinfektor des Kurvereins desinfiziert werden. Dazu dichtete man Fenster und Türen ab und stellte einen speziellen Apparat auf, der gleichzeitig Formaldehyd und Wasser verdampfte.
Die in einen Drahtkorb in der Mitte des Behälters eingelegten 100-150 Formalinpastillen wurden durch eine Spiritusflamme zur Vergasung gebracht, während der mit Wasser gefüllte Ring im Innern des Kessels ebenfalls mit Spiritus geheizt wurde und durch die vier Düsen Dampf entweichen liess. Mit dem Apparat konnten bis 100 m3 Rauminhalt desinfiziert werden, was etwa sieben Stunden dauerte. Für grössere Zimmer kamen mehrere Apparate zum Einsatz. Danach wurden von aussen durch ein durch das Schlüsselloch geführtes Rohr Ammoniakdämpfe aus einem besonderen Kessel in das desinfizierte Zimmer geleitet, um den Geruch des Formaldehyds zu entfernen. Schliesslich musste man die gesamte Einrichtung des Raums mit warmer Schmierseifenlösung abwaschen.

 

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